„Es soll Dir niemand widerstehen,“ (Jos 1,5) verspricht Gott seinem Volk. Er selbst hat das ummauerte Jericho „in ihre Hand gegeben.“ Was folgt, ist demnach nicht mehr und nicht weniger als eine symbolische Inszenierung:
Sechsmal ein Schweigemarsch um die Mauer. Mittendrin sieben heilige Männer mit sieben schweigenden Posaunen und der Bundeslade, hinterdrein die Menschenmenge.
Und am siebten, heiligen Tag Gottes, da schreien Menschen und Posaunen laut auf: Die Mauer fällt und die Menschen steigen hinüber.
Was für eine Geschichte. „Durch den Glauben fielen die Mauern.“ (Hebr 11, 30) deutet schon der Hebräerbrief. Das ist die Symbolkraft der Posaunen.
Das ist die Kraft der Sage, die Wahrheit über aller geschichtlichen Wirklichkeit:
Gott kann Mauern überwinden. Und was für eine Kraft steckt in Menschen, die diesen Gott in ihrer Mitte wissen...
Mauern fallen: “And the walls are tumblin’ down.” Durch Posaunen und Glauben. Oder durch Kerzen und Gebete. Auch die Kerzen haben Symbolkraft.
Aus den Friedensgebeten, aus den Kirchen werden sie herausgetragen vor 20 Jahren. Und die kleinen Lichter sprengen die Türen und Mauern effektiver als 2,7 mio Soldaten, die damals in Deutschland stationiert sind.
Die Mauern fallen, ein Staatswesen implodiert ohne einen einzigen Schuss!
Was will ich sagen: Wie fallen Mauern – in Jericho und heute?
Mauerfall mit Kerzen: Wie es wirklich war? Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, was ich mit der Mauer erlebt habe. Als Zeitgenosse.
Wie war das in Deutschland?
1. Als Kind: Oma: erzähl uns von der Flucht. Die Fahrt über die Oder mit dem letzten Zug. Mit drei Kindern und hochschwanger. Durch das zerstörte Deutschland. Alles in Trümmern, die Tiefflieger, die Russen – nur nach Westen! Immer und immer wieder weinte die Oma bei diesen Stellen. Und wir mit. So war das mit der Flucht. Und hier war der Ausgangspunkt der Teilung.
LEIDEN AN DER TRENNUNG UND DEM VERLUST
2. Als 12-Jährige: 1979 Polen: Das Jahr der Wahl Johannes Paul des II Karol Woityla. Besuch in Breslau mit dem Großvater. Und schon damals beeindruckten mich die Polen mit ihrem Witz und ihrer Furchtlosigkeit. Eine ganz andere Stimmung! So mutig. Und danach durfte Polen nicht mehr bereist werden, die DDR ließ einen nicht mehr hindurch., nach der Gründung der Solidarinosc. Noch heute bewundere ich die Polen.
Furchtlosigkeit – kein Respekt vor dem Falschen!
3. 1984 Meine Erfahrungen. Nach der Konfirmation zur Partnergemeinde nach Neubrandenburg. Im Keller des Pfarrer, der nach der Vereinigung Bischof geworden ist. Herr deine Liebe …. Und nur durch Gitter sehen wir uns an ..
Bei der Ausreise fällt einem Grenzer meine Gitarre auf, wahrscheinlich ein DDR-Modell? Gehört die mir oder habe ich sie gekauft? Ich muss mit in ein Büro ohne Fenster und dann fordert er mich auf: Spiel! Und ich, absoluter Anfänger:
Gitarre e moll, a moll, „Sing halleluja to the Lord.“
Da musste er mich ziehen lassen.
Kenn ihr das Lied: Joshua fit the battle of Jericho, and the walls came tumbling down.
MUSIK und Phantasie Durch Posaunen und Glauben.
4. 19 Jahre: 1986 die Reise Austauschgruppe nach Neubrandenburg zu einer Fahradtour durch die DDR zusammen mit den anderen. Ein unglaublicher Organsiationsaufwand mit Mitteln der Bundesregierung für den Zwangsumtausch – 25DM am Tag war eine Menge Geld für Jugendliche!! Fahren in Gruppen, weil nicht mehr als ein ppar so etwas unangemeldet machen dürfen. Übernachten in Pfarrhäusern unter dem Dach, wo das Mondlicht durch schien, illegal, weil ohne Registrierung bei der Polizei. Am Meer, nachts in Rerik, da wo man rüber schwimmen könnte, saßen wir an den Stellen und blickten auf das Meer hinaus, wo die Suchscheinwerfer nicht hinkamen und erzählten von der Freiheit.
GEMEINSCHAFT –
4. 1987 Für mich der Transit längst Gewohnheit, meine Familie in Berlin und ich arbeitete in den Semesterferien in Westberlin. Ich brauchte einen neuen Pass wegen all der Stempel.
„Mister Gorbatschoff, open this gate, tear down this wall!“ – rief der US-Präsident Ronald Reagan bei der 750 Jahr Feier in Berlin– und der Eiserne Vorhang zerriss und die Mauern in Europa stürzten 2 Jahre später zusammen.
Es ist wie beim JENGA-Spiel. Zum Schluss kommt es auf den einen letzten Stein an, der den Turm zum Einsturz bringt. Und Du, kannst dieser Stein sein, dieser „another brick in the wall“ (Pink Floyd)! Hoffnung: Vaclav Havel drückt es so aus: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie
es ausgeht.“
5. Die Delegationen in Erlangen im Haus meiner Eltern, in dem ich nun allein wohnte. Immer zu zweit, am Boden nach den beeindruckenden Industrie/Produktionsanlagen erlanger medzintechnik. Ich ein räkelnder Theologiestudent in der Diskussion mit den KADERN. Spekulierend. 1988 Was wenn die Revolution ausbricht im Land der Revolution?
Klarheit
6. 1989 London. Praktisches Jahr. Einsatz als Freiwilliger bei kriminellen Jugendlichen Alternative zum Gefängnis … Oft Beuch in den Jugendstrafgefängnissen… Aber ganz andere Gitter sollten fallen: und da war ich noch in Engeland.
Was für Ängste und Widerstände vor dem Großdeutschland und was für eine Freude! Toll als Deutscher im Ausland zur selben Zeit gewesen zu sein. Und wie ich als Deutscher immer und immer wieder befragt wurde, nach meinen Erfahrungen und wie ich mit den Freunden in London den Fall der Mauer feierte und sie mit mir. Eigentlich wollte ich in den nächsten Flieger und nach Berlin. Aber ich hatte kein Geld… und fliegen war damals sehr teuer. Ich wear ja mit dem Motorrad gefahren…
Vielleicht vermessen, aber es geht nicht immer um große Politik. Auch um viele Kontakte und Beziehung zu den Feinden, EINSICKERN in friedlichen Absichten.
Immer noch wirkt meine Reise nach Papua Neuguinea nach. Warum reisen? Wofür Partnerschaften? Genau dafür. Dass die Mauern fallen und Meuern der europäischen Arroganz und der Abgrenzung gegenüber den anderen, von denen wir uns oft bedroht fühlen. Oder die wir bemitleiden, fälschlicherweise.
Kennenlernen, miteinander lernen, was Gottes Wille und seine Liebe ist.
Da bröckelt der Putz!
Eine Verheißung liegt da drauf. Eine neue Welt, die himmlische Stadt, der Verheißung?
Vor kurzem dachte ich noch, diese Stadt braucht doch wirklich keine Mauer mehr. Aber nein sie hat ja die Tore wie Edelsteine …
Ich fand dieses Lied:
In meinem Geburtsjahr 1967 in Israel kurz vor dem 6-Tagekrieg das Lied entstanden „Yerushalayim shel zahav“: Die Mauern sind aus schweren Steinen, Kerker, die gesprengt, von den Grenzen, von den Gräbern, aus der Last der Welt. Die Tore sind aus reinen Perlen, Tränen, die gezählt. Gott wusch sie aus ihren Augen, dass wir nun fröhlich sind. In deinen Toren werd' ich stehen, du freie Stadt Jerusalem, in deinen Toren kann ich atmen, erwacht mein Lied. Dieses Lied hat im Leid trösten können. Übrigens: der Film „Schindlers Liste“ legt dieses Lied denjenigen in den Mund, die in die Gaskammern der Nazis gingen. Was für ein Protest im Zustand der tiefsten Demütigung!
Then the lamb-ram-sheep-horns began to blow, and the trumpets began to sound. Joshua commanded the children to shout, and the walls came tumbling down. Joshua fit the battle of Jericho, Jericho, Jericho, Joshua fit the battle of Jericho, and the walls came tumbling down.
Amen