Liebe Schüler und Schülerinnen,
ich finde euren Abschlusssatz auf den T-Shirts super - „Wissen statt Glauben“. Endlich mal ein Programm und nicht nur eine Blödelei, Denken statt Betäubung. Sehr anregend.
Ich erinnere mich an Sätze, die wir ebenfalls in irgendeinem Zusammenhang diskutiert haben: wie von Descartes – ich denke also bin ich.
Oder Sokrates: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Oder Anselm von Canterbury: Ich glaube, um zu begreifen.
Oder Hanstein: Ich weiß, was ich glaube…
Ich muss aber zugeben, dass ich zuerst einen Schreck bekommen habe, als ich ihn nicht nur an der Wand, sondern an euch selbst entdeckt habe. Habe ich etwas falsch gemacht?
(Ich kann natürlich nur für meinen Unterricht sprechen. Ihr Katholischen werdet ganz andere Erfahrungen gemacht haben.)
Wie immer sucht Pfarrer Hanstein zuerst Rat im Internet - „Wissen statt Glauben“. Hey – sehr gut. Das ist ja ein Programm von James Randi – kennt ihr nicht? James „The Amazing“ Randi galt als einer der international bekanntesten Illusionisten, seine Tourneen führten ihn nach Peking ebenso wie ins Weiße Haus, die Bilder seiner legendären Entfesselungs-Performance über den Niagarafällen gingen um die Welt. Seit vielen Jahren ist Randi jedoch nicht mehr als Illusionist und Zauberer tätig, sondern als Des-Illusionist und Ent-Zauberer. Dabei deckte er so manche vermeintlich „paranormale Aktivität“ auf, u.a. die Tricks des „magischen Löffelverbiegers“ Uri Geller. Randi ist Mitbegründer der „Brights“ sowie der Randi Foundation, die 1 Million Dollar Preisgeld für ein paranormales Phänomen ausgesetzt hat, das Randi und sein Team nicht enttarnen können.
Also – es gibt noch was zu gewinnen! Ein richtig sympathisches Programm …
Als Christ glaube ich ja an das Unmögliche, aber nicht an das Unwahrscheinliche …
Aber meine eigenen Zweifel an meinem Unterricht mit euch waren damit noch nicht ganz ausgeräumt: Habe ich vielleicht Denken, Kritik und Analyse in religiösen Themen so sehr betont, dass Glauben gar keine Stellung mehr hat? Habe ich nicht oft gesagt, Religionsunterricht kann nur Wissen über Glauben vermitteln und nicht den Glauben? Habe ich mehr Zweifel und Fragen bei euch geweckt als Antworten?
Da passt ja auch mein Lied dazu, dass ich so gerne singe und ihr zumindest mehr als die üblichen christlichen Songs:
In dem Lied „One of us“ – Einer von uns, werden viele Fragen gestellt.
Wenn Gott einen Namen hat, wie heißt er?
Wenn du ihm begegnest in all seiner Herrlichkeit, was würdest du ihn fragen?
Wenn Gott ein Gesicht hat, wie sieht er aus?
Solche Fragen können ärgern. Provozieren.
Und im Religionsunterricht wollte ich, dass eure Fragen mehr und präziser werden, aber auch das ihr merkt, dass ihr gefragt seid. Vieles was wir gemacht haben, ist ein Anlauf zu den wichtigen Fragen gewesen.
Fragen ist dem Glauben ganz ähnlich! Zweifel ist der Zwilling des Glaubens ….
Thomas Didymus, dh Zwilling - der Jünger Jesu, wird immer der Zweifelnde genannt. Weil er nicht einfach glauben wollte, was die anderen erzählen. Das mit der Auferstehung ist ja auch ein starkes Stück!
Thomas zweifelt nicht nur – er möchte einen Beweis. Einen sinnlich erfahrbaren. Nur für sich selbst.
Dass Jesus lebt, glaube ich nur, wenn ich meinen Finger in seine Wunde legen kann.
Nicht nur sehen, nicht nur hören, nein fühlen will er. Einen Finger in die Wunde legen.
Das ist nicht nur unhygienisch, sondern schmerzhaft, so ein Typ wie der Thomas.
Aber ich bewundere ihn auch. Er schwimmt gegen den Strom. Thomas bleibt bei seinem eigenen Kopf, wo alle anderen anscheinend verrückt geworden sind.
Und er fordert Jesus heraus. Zeige dich mir. Ich kann das aushalten. Sonst bleibe ich wie ich bin.
Nach diesem Mut fragt die Sängerin Joan Osborne ja auch –
Wenn es Gott gibt, würdest du ihn überhaupt sehen wollen?
Wenn Sehen bedeutet, dass du an den Himmel Jesus und die Propheten glauben musst?
Wie beantworten Sie diese Frage: willst du überhaupt Gott in aller seiner Macht, in seiner Herrlichkeit sehen, wenn das bedeutet, dass dir gar nichts anderes übrig bleibt, als zu glauben? Dann wäre Glauben kein Glauben mehr, sondern ein Sehen. Was ich sehe, das ist sozusagen bewiesen – (wenn wir mal die Zauberkünstler aus dem Spiel lassen) …
Aber nun werde ich selbst in Frage gestellt. Und bin nicht mehr der, der die Fragen stellt …
Da wirst du gefragt. Vielleicht von Gott selbst oder von Jesus.
Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Sagt Jesus. Selig/Glücklich sind, die nicht sehen und doch glauben! Also doch anders herum? Glauben statt Wissen? Irgendwie komme ich so nicht weiter …. Mit diesem Denk und Fragemodell.
Und vielleicht ist Gott ja ganz anders, singt Joan Osborne und stellt noch mehr Fragen:
Was wäre, wenn Gott so wäre wie einer von uns? So menschlich und so verletzlich und so fremd wie wir in dieser sonderbaren Welt? Da müsste ich mich als Mensch ja plötzlich ganz anders sehen, wenn ich nicht mehr alles auf Gott schieben kann.
ich finde euren Abschlusssatz auf den T-Shirts super - „Wissen statt Glauben“. Endlich mal ein Programm und nicht nur eine Blödelei, Denken statt Betäubung. Sehr anregend.
Ich erinnere mich an Sätze, die wir ebenfalls in irgendeinem Zusammenhang diskutiert haben: wie von Descartes – ich denke also bin ich.
Oder Sokrates: Ich weiß, dass ich nichts weiß.
Oder Anselm von Canterbury: Ich glaube, um zu begreifen.
Oder Hanstein: Ich weiß, was ich glaube…
Ich muss aber zugeben, dass ich zuerst einen Schreck bekommen habe, als ich ihn nicht nur an der Wand, sondern an euch selbst entdeckt habe. Habe ich etwas falsch gemacht?
(Ich kann natürlich nur für meinen Unterricht sprechen. Ihr Katholischen werdet ganz andere Erfahrungen gemacht haben.)
Wie immer sucht Pfarrer Hanstein zuerst Rat im Internet - „Wissen statt Glauben“. Hey – sehr gut. Das ist ja ein Programm von James Randi – kennt ihr nicht? James „The Amazing“ Randi galt als einer der international bekanntesten Illusionisten, seine Tourneen führten ihn nach Peking ebenso wie ins Weiße Haus, die Bilder seiner legendären Entfesselungs-Performance über den Niagarafällen gingen um die Welt. Seit vielen Jahren ist Randi jedoch nicht mehr als Illusionist und Zauberer tätig, sondern als Des-Illusionist und Ent-Zauberer. Dabei deckte er so manche vermeintlich „paranormale Aktivität“ auf, u.a. die Tricks des „magischen Löffelverbiegers“ Uri Geller. Randi ist Mitbegründer der „Brights“ sowie der Randi Foundation, die 1 Million Dollar Preisgeld für ein paranormales Phänomen ausgesetzt hat, das Randi und sein Team nicht enttarnen können.
Also – es gibt noch was zu gewinnen! Ein richtig sympathisches Programm …
Als Christ glaube ich ja an das Unmögliche, aber nicht an das Unwahrscheinliche …
Aber meine eigenen Zweifel an meinem Unterricht mit euch waren damit noch nicht ganz ausgeräumt: Habe ich vielleicht Denken, Kritik und Analyse in religiösen Themen so sehr betont, dass Glauben gar keine Stellung mehr hat? Habe ich nicht oft gesagt, Religionsunterricht kann nur Wissen über Glauben vermitteln und nicht den Glauben? Habe ich mehr Zweifel und Fragen bei euch geweckt als Antworten?
Da passt ja auch mein Lied dazu, dass ich so gerne singe und ihr zumindest mehr als die üblichen christlichen Songs:
In dem Lied „One of us“ – Einer von uns, werden viele Fragen gestellt.
Wenn Gott einen Namen hat, wie heißt er?
Wenn du ihm begegnest in all seiner Herrlichkeit, was würdest du ihn fragen?
Wenn Gott ein Gesicht hat, wie sieht er aus?
Solche Fragen können ärgern. Provozieren.
Und im Religionsunterricht wollte ich, dass eure Fragen mehr und präziser werden, aber auch das ihr merkt, dass ihr gefragt seid. Vieles was wir gemacht haben, ist ein Anlauf zu den wichtigen Fragen gewesen.
Fragen ist dem Glauben ganz ähnlich! Zweifel ist der Zwilling des Glaubens ….
Thomas Didymus, dh Zwilling - der Jünger Jesu, wird immer der Zweifelnde genannt. Weil er nicht einfach glauben wollte, was die anderen erzählen. Das mit der Auferstehung ist ja auch ein starkes Stück!
Thomas zweifelt nicht nur – er möchte einen Beweis. Einen sinnlich erfahrbaren. Nur für sich selbst.
Dass Jesus lebt, glaube ich nur, wenn ich meinen Finger in seine Wunde legen kann.
Nicht nur sehen, nicht nur hören, nein fühlen will er. Einen Finger in die Wunde legen.
Das ist nicht nur unhygienisch, sondern schmerzhaft, so ein Typ wie der Thomas.
Aber ich bewundere ihn auch. Er schwimmt gegen den Strom. Thomas bleibt bei seinem eigenen Kopf, wo alle anderen anscheinend verrückt geworden sind.
Und er fordert Jesus heraus. Zeige dich mir. Ich kann das aushalten. Sonst bleibe ich wie ich bin.
Nach diesem Mut fragt die Sängerin Joan Osborne ja auch –
Wenn es Gott gibt, würdest du ihn überhaupt sehen wollen?
Wenn Sehen bedeutet, dass du an den Himmel Jesus und die Propheten glauben musst?
Wie beantworten Sie diese Frage: willst du überhaupt Gott in aller seiner Macht, in seiner Herrlichkeit sehen, wenn das bedeutet, dass dir gar nichts anderes übrig bleibt, als zu glauben? Dann wäre Glauben kein Glauben mehr, sondern ein Sehen. Was ich sehe, das ist sozusagen bewiesen – (wenn wir mal die Zauberkünstler aus dem Spiel lassen) …
Aber nun werde ich selbst in Frage gestellt. Und bin nicht mehr der, der die Fragen stellt …
Da wirst du gefragt. Vielleicht von Gott selbst oder von Jesus.
Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Sagt Jesus. Selig/Glücklich sind, die nicht sehen und doch glauben! Also doch anders herum? Glauben statt Wissen? Irgendwie komme ich so nicht weiter …. Mit diesem Denk und Fragemodell.
Und vielleicht ist Gott ja ganz anders, singt Joan Osborne und stellt noch mehr Fragen:
Was wäre, wenn Gott so wäre wie einer von uns? So menschlich und so verletzlich und so fremd wie wir in dieser sonderbaren Welt? Da müsste ich mich als Mensch ja plötzlich ganz anders sehen, wenn ich nicht mehr alles auf Gott schieben kann.