Ökumenischer Kirchweih-Gottesdienst 2007

KIRCHWEIH-Gottesdienst 2007 "Zwei in einem Boot"

Pfarrer Jan-Peter Hanstein und Pfarrer Bernd Steigerwald im Gespräch

 B: Woher hast du das Boot eigentlich?

J: Du sitzt in meinem Konfirmationsgeschenk. Damals haben alle Verwandte das Geld dafür zusammengelegt.

B: Damals bekam man noch nicht soviel Elektronik zu diesen Ereignissen oder nur Geld.

J: Ja - und ist 26 Jahre alt. Mit allen Wassern gewaschen. Mittelmeer, Atlantik, viele Seen und Flüsse, Städte und Dörfer. Ein Faltboot ist praktisch. Flüsse runter und mit dem Zug zurück. In London sogar mit der U-Bahn.

B: Ist doch nett, wie wir hier auf dem Main herunterfahren. Sind wir an einem katholischen Dorf wie Dettelbach vorbei, dann am evangelischen Mainstockheim, Kitzingen als Stadt ist gemischt - dann ganz bunt Sulzfeld hier, Marktsteft dort Segnitz und Marktbreit und so weiter ...

Ich wußte ja schon immer, dass wir alle in einem Boot sitzen, aber dass wir zwei jetzt wirklich diese Bootsfahrt unternehmen? Ohne all die anderen ...

J: Na ja - mein Boot ist kein Drachenboot für 12 Leute mit Stechpaddeln, da sitzen jetzt wir wirklich nur zu zweit drin.

B: Was ist eigentlich mit den großen Kirchenschiffen passiert? Wir reden immer vom „Schiff der Kirche", oder vom Schiff, das sich Gemeinde nennt. Die Kirchenschiffe liegen irgendwo fest oder haben sich festgefahren. Nichts mit Luxusliner Marke Traumschiff in der Ökumene.

J: Da tut sich nicht mehr viel mit unseren Großschiffen, ob evangelisch oder katholisch. Gibt sich nichts. Andererseits reden wir gern davon, dass wir alle in einem Boot sitzen. Das muss wohl eine Art Rettungsboot sein.

B: Ein Paddelboot ist halt was für Pioniere und Entdecker. Wenn die Schiffe nicht mehr weiterkommen auf der Suche nach der Quelle. Du brauchst nur 20 cm Wasser unter dem Bug und nicht 10 m! Ein Schiff überwindet auch keine Stromschnellen. Sogar stromaufwärts kommst du - ist allerdings ganz schon anstrengend.

J: Vielleicht brauchen wir auch in der Ökumene mehr Paddelbootfahrer. Kleine wendige Kanus, in denen einfach zwei sitzen, die sich auf diese Weise ganz anders kennen lernen. Viele Zweiergespräche. Etwas gemeinsam unternehmen. Rauskommen aus dem Dorf.

B: Aber ganz schön kippelig, so ein Paddelboot.

J: Wenn es kentert, kannst du es wieder aufrichten. Manchmal sogar ohne auszusteigen - das nennt man „Eskimotieren". Bei den ständigen Abstürzen und Rückschritten in der Ökumene ist das eine praktische Eigenschaft.

B: Petrus wäre ja auch beinahe untergegangen, wenn Jesus ihn nicht gerettet hätte. - Gemeinsam aufs Wasser zu gehen, braucht eben viel Vertrauen.

J: Den Mut von Petrus bewundere ich auch immer wieder. Mitten im Sturm auszusteigen. Auf dem Wasser Jesus entgegengehen. Im Alleingang sozusagen.

B: ... Jetzt sind wir wirklich allein. Wie die Jünger auf dem See. Nicht einmal Jesus ist dabei. Was würdest du sagen, wenn jetzt Jesus hier auf dem Wasser laufend vorbeikäme?

J: Wasser hat keine Balken ... Kennst du den Witz? Jesus, Drewermann und der Papst sitzen in einem Paddelboot auf einem See. Der Papst redet und redet und redet. Nach einer Stunde wird es Jesus zu bunt. Er schreitet übers Wasser, setzt sich ans Ufer und schweigt. Nach einer weiteren Stunde schreitet auch Drewermann übers Wasser, und setzt sich neben ihn. Der Papst redet noch eine Weile weiter, doch dann sieht er die andern am Ufer, setzt an zu ihnen rüber zu schreiten, fällt jedoch ins Wasser und schreit um Hilfe. Nach ein paar weiteren Minuten des Schweigens. Jesus: "Vielleicht hätten wir ihm sagen sollen, wo die Pfähle stehen." Drewermann: "Welche Pfähle?"

B: Den Glauben müsste man haben... Wie oft der See Genezareth und Boote in der Bibel vorkommen... Wie oft die Jünger allein unterwegs sind und dann doch wieder die Hilfe von Jesus brauchen. Es reicht wohl im Boot auf ihn zu warten.

J: Wie steuert man eigentlich so ein Boot? - Indem du entweder nur auf einer Seite paddelst oder noch zusätzlich auf der anderen Seite bremst. Es gibt also kein Steuer und einen Steuermann - wir lenken alle gemeinsam und schauen auf das Ziel. Und es kommt auf jeden an. Machen wir doch schon ganz gut, oder?  

B: Von wegen Ziel. Siehst du da vorne den Kirchturm? Das ist ein markanter Punkt - darauf halten wir einfach mal zu! Welches Ziel haben wir eigentlich in der Ökumene?

J: Versöhnte Verschiedenheit? Dialog der Profilneurotiker?  Fusion der Großkirchen?

B: Viel zu große Ziele. Das wäre so als würden wir sagen, das Ziel ist Frankfurt am Main. Ist ja nicht falsch. Aber fürs Fahren brauchen wir viel nähere unmittelbar sichtbare Ziele. Wenn du dir keinen Zielpunkt suchst in so einem Boot, dann eierst du ganz schön rum auf dem See oder so einer gestauten Stelle wie vor der Schleuse Marktbreit.

J: Eine gemeinsame Kanufahrt hier, ein Kreuzweg, ein Kirchweihgottesdienst dort - nur nicht aufhören, nach gemeinsamen Zielen und Begegnungen zu suchen, ganz praktisch.

B: Für die lange Nacht der Kirchen nächstes Jahr brauchen wir dann aber doch ein paar größere Boote ....

J: Aber keine Ruderboote bitte. Da sieht nur der Steuermann nach vorne und alle anderen sehen gar nicht, wo sie hinrudern und blicken die ganze Zeit zurück. Seltsame Fortbewegungsweise, mit dem Rücken in die Zukunft sozusagen...

B: So kommen mir unsere Kirchen und Gemeinden oft auch vor. Was früher war ist viel wichtiger als das, was in der Zukunft liegt. Wenn man so zurückschaut, fällt einem gar nicht auf, welchen Eiertanz man in der Gegenwart anstellt. Das ist bei so einem Paddelboot wirklich besser. -

J: Ökumene ist doch immer so ein Boot mit Segel dargestellt, das LOGO der Ökumene?  - aber das funktioniert nur bei halbwegs Rückenwind. Hier auf dem Fluss nach Westen kreuzt du sonst ewig durch die Gegend.

B: Der Wind reißt einem ja fast das Paddel aus der Hand. -

J: Deswegen drehst du es. Oben muss es immer möglichst wenig Windwiderstand geben. Dann kommst du auch gegen den Wind und die Wellen an. Ohren anlegen und durch.

B: Schon lustig, so eine Bootsfahrt. Kein Wunder, dass in Bierzelten immer so viele Schifffahrtslieder gesungen werden. Ist schon ein besonderes Gefühl ... Nur auf Alkohol solltest du in dem Kanu verzichten ...

J: Zwei Mann in einem Boot! Heißt das nicht „Drei Männer in einem Boot" mit Heinz Erhardt?

B: Weißt du - so wie wir uns hier unterhalten, über uns, über unsere Lebensgeschichte, wo wir herkommen und hinfahren, da sind wir zwei nicht allein. Wie als wäre ein Dritter bei uns. Als wäre Jesus unter uns.

J: Vielleicht ist er auch nicht weit weg und wir sind nicht ohne ihn. Da brauchen wir auf der Fahrt keine Angst zu haben wie die Jünger auf dem rauen See.

B: Weiter geht's! Seemänner ahoi!

J: Mast - und Schotbruch!    

B: AMEN