Brief über den Fortgang des Kapellenbaus in Banz. Symbolische Grundsteinlegung

Rev. Horst & Helene Gerber Lutheran Church College Banz P.O.Box 72, Mt. Hagen, WHP Papua New Guinea

Banz, 07.03.10

(vergleiche auch diese Nachricht mit Plänen)

RUNDBRIEF

Gerade sind wir von unserem Sonntagskaffee aufgestanden. Inzwischen hat der Regen angefangen, nachdem er sich durch längeres Donnergrollen schon angekündigt hatte. Eigentlich muss ich jetzt jederzeit auf eine Stromabschaltung gefasst sein. Das ist hier fast immer so während eines Gewitters. Aber ich probiere es trotzdem noch am Computer.

Am kommenden Freitag werden wir nach Cairns nach Australien fliegen. Die zwei Monate Aufenthaltsgenehmigung sind dann schon abgelaufen. Bis dahin wollen wir nicht nur unsere Unterrichtsaufgaben weiterführen, sondern vor allem auch unsere wichtigste Nebenaufgabe abgeschlossen haben. Wenn alles klappt, wollen wir bis Sonntag wieder zurück sein und dann hoffentlich mit zwei weiteren Monaten Aufenthaltsgenehmigung.

Schon 1995 mit dem Bau damals der Bibliothek war eigentlich auch schon der Bau einer Kapelle im gleichen Stil vorgesehen gewesen. Architekt Rolf Drießlein aus Georgensgmünd hatte entsprechende Baupläne entworfen. Noch nach der Einweihung der Bibliothek Ende 1996 hatten wir eine symbolische Grundsteinlegung für die Kapelle auf dem vorgesehenen Grundstück vorgenommen. Und dann liefen alle Planungen doch ganz anders. Nachdem wir anfangs 1999 Banz verlassen hatten, glaubte eigentlich niemand mehr ernsthaft an eine Verwirklichung. Bald waren auch die meisten dafür angesparten Gelder - immerhin noch K 11.000 - in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwunden. Übriggeblieben waren die bereits angekauften dampfimprägnierten 7 m langen Pfosten für den Roh- und Rahmenbau. Als wir 2005 zur Geburt unseres Enkels Franzl wieder hier zu Besuch waren, lagen sie noch vergessen draußen im Regen und der Sonne. Sie waren wohl nur deshalb liegengeblieben, weil sie einfach zu schwer waren, um abtransportiert zu werden.

Als wir 2007/08 unseren ersten Senioreneinsatz hier angetreten hatten, tauchten bei den Verantwortlichen hier erste Gedanken auf, ob man das Projekt nicht doch wieder aufgreifen könnte. Ich habe das damals wirklich noch nicht ernst genommen. Doch im folgenden Jahr präsentierte man uns ein Kapellenbaukonto mit knapp K 10.000 und mit der Bitte es doch noch einmal zu versuchen. Schon rein emotional stieß das bei mir auf offene Wunden aber auch auf eine hohe Bereitschaft. Als erstes verfrachteten wir die Holzmasten ins Trockene sicher abgesperrt. Dr. Traugott Farnbacher von Mission EineWelt aus Neuendettelsau, der damals hier kurz zu Besuch weilte, zeigte sich überzeugt von den Gründen und der Notwendigkeit und stellte seine Unterstützung in Aussicht.

Was sind nun unsere Gründe, die einen Kapellenbau so wichtig machen?

1956, in der Aufbruchsstimmung nach dem verheerenden Weltkrieg auch hier in der Missionsarbeit im Pazifik, wurde dieses weiträumige Gelände für eine kirchliche Landwirtschaftsschule erschlossen. Fast drei Jahrzehnte unterstützte diese Einrichtung die Entwicklung der Region hier mit weitläufigen Auswirkungen auf die ganze Kirche und das junge aufstrebende Land Papua New Guinea. Danach wurde Banz zu einem College umfunktioniert, in welchem nicht ordinierte Führungskräfte für die Gesamtkirche ausgebildet werden sollten - das sogenannte Lutheran Church College. Umfunktioniert im wahrsten Sinne des Wortes: z.B. wird die ehemalige Kantine bis heute als Gottesdienstraum verwendet, gleichzeitig jedoch als Multifunktionsgebäude für alle möglichen anderen Aufgaben, einschließlich Küche, Essraum, Festhalle, Schulraum etc. Und so sieht sie auch aus! Unwürdig!

Aber es gibt noch einen anderen gewichtigen Grund. In der Zeit seit der Unabhängigkeit 1975 werden die früheren Landabgaben von den Folgegenerationen oft massiv angefochten, auch wenn es darüber Verträge mit legalen Bezahlungsnachweisen gibt. Banz wurde z.B. von der damaligen Regierung erworben und für 99 Jahre an die Evangelische Kirche PNG zur Nutzung abgegeben. Doch es gibt immer wieder Übergriffe der angeblichen Nachfahren der ehemaligen Eigentümer. Merkwürdigerweise gibt es rivalisierende Sippen, die sich dieses ehemalige Landrecht gegenseitig streitig machen. Es gibt keine eindeutigen Besitznachweise aus der schriftlosen Zeit. Daher gilt oft einfach das Recht des augenblicklich Stärkeren - Wildwest. Es gibt aber auch eine starke magisch geistliche Komponente in solchen Fragen. Vor allem, wenn es sich um Land handelt, das in der frühen Zeit für die Verkündigung des Evangeliums, also der Arbeit Gottes zur Verfügung gestellt wurde. So gibt es kaum Auseinandersetzungen um Grundstücke, die eindeutig durch Kirchengebäude für diesen Zweck ausgezeichnet sind. Der Kapellenbau soll also deutlich machen, dass dieses Gelände des Colleges von der Kirche nicht für irgendeinen kommerziellen Zweck genutzt wird.

Am Donnerstag, 14.02.10 haben wir mit dem Aufmaß auf dem Grundstück begonnen. Zur offiziellen Grundsteinlegung kam als Vertretung der Gesamtkirche, Ps. Muhujuc, der heutige Distriktspräsident von Finschhafen und damalige Schulleiter des Colleges nach Banz. Mit ihm zusammen hatten wir damals die erste symbolische Grundsteinlegung vorgenommen. Wenn wir von Grundsteinlegung reden, dann nicht von wirklichen Steinen, sondern von den behandelten Holzpfosten, die das Gerüst des Kapellenbaues bilden. Am Dienstag, den 09.02. haben wir dann mit einer Segensbitte den ersten der acht hohen Innenpfosten gesetzt, d.h. einbetoniert. Bis auf sechs Außenpfosten ragen nun alle in den Himmel. Nächste Woche werden auch die letzten der 26 Pfosten stehen. Damit wird der erste Bauabschnitt des Kapellenbaues für dieses Jahr abgeschlossen sein.

Nächstes Jahr geht's dann erst richtig los, wenn die Holzverbindungen hergestellt und der abgestufte Dachstuhl aufgesetzt werden und das Dach versiegelt wird. Dazu erwarten und erhoffen wir uns die Hilfe von einigen freiwilligen Fachleuten und Helfern aus unserer Großfamilie.

 

Viele herzliche Grüße von uns,

Leni und Horst

Gerber